Rosa Luxemburg

Rosa Luxemburg Club Niederelbe
Donnerstag, den 29. November 2018 um 19:00 Uhr
„Alter Schlachthof“, Stade, Freiburger Strasse 4

Szenische Lesung:
Mit großen, sanften schwarzen Augen
Aus den Gefängnisbriefen der Rosa Luxemburg

Eine bemerkenswerte Frau. Mutig, klug, kämpferisch. So kennen sie viele, die politische Rosa.

Im 1. Weltkrieg wurde sie jahrelang ihrer Freiheit beraubt. Erstaunlicherweise fand sie im Gefängnis die Zeit und auch die Muße, von ihren anderen Leidenschaften zu schreiben. Vor allem von ihrer Begeisterung für die Natur. Deren intensive Beobachtung sowie die ständige Sorge um ihre Freundinnen und Freunde draußen kennzeichnen die Gefängnisbriefe aus den Jahren 1914 – 1918.

Briefe, Lieder, zeitgenössische Kommentare. M.PöRT zeigt Rosa Luxemburg inmitten turbulenter, menschenfeindlicher Zeiten als eine konsequente wie sensible, lebensfreudige wie besorgte, kämpferische wie sanfte, ganz besondere Frau.

M.PöRT, das sind die Schauspieler Tristan Jorde (Wien) und Kristin Kehr (Stade bei Hamburg), die seit 2013 gemeinsam musikalisch-theatrale Programme entwickeln. Diese haben immer einen politischen und gesellschaftskritischen Hintergrund. Doch die beiden Künstler, wollen nicht nur aufrütteln, sondern dabei ihre Zuschauer auch immer berühren und unterhalten.
Die szenische Lesung hat eine Dauer von 2x 40 Minuten.
Eintritt frei!

Die Graphic Novel „Rosa“:

Schlaue Comic-Biografie

Von Anping Richter (Ein Buchbesprechung aus dem BT vom 27.10.2018)

Wie die britische Autorin und Künstlerin Kate Evans das Leben und Werk von Rosa Luxemburg erzählt, ist unschlagbar. Wahrscheinlich, weil es ein revolutionäres Format braucht, um der Biografie der großen Revolutionärin gerecht zu werden, und genau das ist diese Graphic Novel. Kate Evans gelingt es damit nicht nur, Luxemburgs Geschichte zum Leben zu erwecken, sondern der Leserin auch ihre marxistisch geprägten Ideen plakativ zu erklären und fast unwiderstehlich plausibel zu machen.
Kate Evans hat Luxemburgs Schriften und Biografie offensichtlich sehr gründlich studiert. Sie arbeitet scharf heraus, wie außergewöhnlich diese Frau war – und dabei spielen ihr Gefühlsleben und ihr Körper eine wichtige Rolle. Es ist kaum zu fassen, dass eine Frau im Jahr 1907 überhaupt folgenden Satz zu einem Mann sagt: „Dein Anblick bereitet mir einen solchen ästhetischen Genuss. Aber du darfst nicht denken, dass ich dich nur wegen deines Körpers liebe.“

Im Bild hält Luxemburg ihren jüngeren Geliebten dabei während eines Schäferstündchens im Arm. Adressat ist übrigens der Sohn ihrer Freundin Clara Zetkin, der spätere Arzt Konstantin Zetkin, dessen zärtlichen Briefwechsel mit Rosa Luxemburg die Autorin hier verarbeitet. Konstantin ist nur einer der Männer, mit denen sie der Liebe huldigte, die gleich nach der Politik und neben der Naturbeobachtung den wichtigsten Platz in ihrem Leben einnahm.

Grafisch beschränkt Kate Evans sich auf das Wesentliche, arbeitet aber mit Witz und ungewöhnlichen Perspektiven. Die politischen Wendepunkte in Luxemburgs Leben markiert sie mit meisterhaft komponierten, teilweise sogar doppelseitigen Tableaus, dicht und poetisch wie japanische Holzschnitte. Zu diesen gehört auch das Bild, das der Buchdeckel zeigt und in dem der Erste Weltkrieg und sein Elend direkt auf Rosas Kopf und Körper ausbrechen.

Fans von Graphic Novels können mit diesem Buch schon aus ästhetischen Gründen ihren Spaß haben. Aber politisch Interessierte werden es nicht nur deswegen lieben. Kate Evans Buch erschien mit Unterstützung des New Yorker Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung und wurde von Independent und Observer als „Grafikbuch des Jahres“ prämiert.

Kate Evans: „Rosa“. Dietz, Berlin 2018. 228 Seiten, broschiert. ISBN 978-3-320-02355-3