Incel-Subkultur

Auf Facebook: @SJ – Die Falken Niederelbe

Zusammen mit den Falken aus Kassel, Braunschweig, Hannover und Göttingen organisieren wir eine Vortrags-Tour mit Veronika Kracher.

„Was ist eine „Stacy“? Und ein „Chad“? Was bedeuten Begriffe wie „Roastie“, „blackpill“, „Wristcel“, „looksmaxing“ und „Femoid“?
Es handelt sich hier um den Code der sogenannten Incel-Subkultur, ein misogyner Online-Todeskult, der seit 2018 in den Blick der Öffentlichkeit geraten ist „Incel“ ist die Kurzform für „Involuntary Celibate“- unfreiwillig im Zölibat lebende. Denn dieses jedoch nur scheinbar unfreiwillige Zölibat konstituiert die komplette Identität dieser frustrierten jungen Männer. Im April 2018 fuhr der Kanadier Alek Minassian mit dem Auto in eine Menschenmenge, um Rache dafür zu nehmen, dass er immer noch keinen Sex gehabt hatte. Sein Vorbild war Elliot Rodger, Held der Incels, der 2014 sechs Menschen tötete, 13 weitere verletzte, und ein über hundert Seiten langes Manifest hinterließ, das zum Manifest der Incel-Bewegung wurde.

Frauen würden einem Sex schulden, und müssen dafür bestraft werden, dass sie diesen verweigern, so der Tenor. Dass Frauenhass, Antisemitismus, Rassismus und die selbstgefällige Anspruchshaltung, man hätte allein seines Geschlechts wegen schon Sex verdient, Schuld daran tragen, dass die sich in der Alt-Right verortenden Incels in der Partnerinnenwahl versagen, wird vehement geleugnet. Denn so wie man Frauen hasst, hasst man als Incel auch sich selbst: Incels hängen dem fatalistischen Glauben an, sie seien aufgrund der eigenen Hässlichkeit ohnehin determiniert, für immer ein Dasein als ungeliebter Einzelgänger zu fristen – Frauen seien schließlich alles oberflächliche Schlampen. Denn es gibt kaum etwas was der Incel mehr verabscheut als selbstbestimmte weibliche Sexualität.
Ventil für den eigenen Frust scheint das Internet. In Foren tauscht man sich mit gleichgesinnten über die Verkommenheit von als „Femoids“ dehumanisierten Frauen aus, ergießt sich in Vergewaltigungs- und Mordfantasien, und bestätigt sich gegenseitig, dass man Abschaum sei, denn: Selbst- als auch Frauenhass bestimmen das komplette Dasein der Incels.

Dieser permanente, und auch nur vermeintliche Kränkung ist untragbar, und so findet sie ihr Wiedergutmachung im Terror gegen Frauen, wie Männer wie Rodger, Minassian, oder Scott P. Beierle beweisen.
Doch Incels sind keine „schwarzen Schafe“, sondern ihre Ideologie ist in patriarchalen Verhältnissen verwurzelt: der Glaube auf das Recht auf den weiblichen Leib, als auch die Abwertung von Frauen und deren selbstbestimmter weiblicher Sexualität sind auch außerhalb von Incel-Foren hinaus weit verbreitet.

Die Journalistin Veronika Kracher (Jungle World, Konkret) beschäftigt sich seit ungefähr einem Jahr intensiv mit der Incel-Subkultur. In diesem Vortrag wird sie anhand sozialpsychologischer Analysen, als auch hermeneutischer Textarbeit, die Ideologie der wohl toxischsten aller männerbündischen Gruppen analysieren und erklären.

Zur Buxtehuder AFD

Falken Niederelbe im Wortlaut, zitiert nach ➜ BT vom 17.10.2019

Zunächst mal wundert es uns wenig, dass die AfD-Buxtehude versucht, unseren Vortrag zu verhindern. Schließlich stehen wir mit unserem Streben nach einer solidarischen Gesellschaft in krassem Gegensatz zu ihrem, von Menschenfeindlichkeit dominierten, Weltbild. Darüber hinaus waren die in der Anfrage angeführten Begründungen jedoch auch einfach sachlich falsch.

So sind wir keine parteipolitische Organisation, sondern ein unabhängiger sozialistischer Kinder- und Jugendverband. Ja, Politik hat bei uns einen hohen Stellenwert, beispielsweise in Form politischer Jugendbildung oder Demokratiepädagogik, doch sind und fühlen wir uns keiner Partei zugehörig. Als Träger der freien Jugendhilfe kommen wir lediglich unserem Auftrag nach, einen Rahmen für Jugendbildung und Jugendpolitik zu schaffen. Inwiefern dies gegen die Widmung der öffentlichen Räume verstoßen soll, ist uns schleierhaft.

Ein weiterer Vorwurf besagt, wir seien gar keine lokale Organisation. Hierzu können wir nur sagen: Unsere Mitglieder stammen aus dem gesamten Landkreis und wir sind im Stadtjugendring Buxtehude organisiert. Seit über einem Jahr organisieren wir sehr regelmäßig Veranstaltungen vor Ort und waren zudem auf diversen öffentlichen (jugend-)politischen Veranstaltungen in der Region präsent. Unserer Einschätzung nach ein billiger Versuch uns als ortsfremde Nestbeschmutzer darzustellen.

Weiterhin halten wir unsere Referentin für eine exzellente Wahl und werden uns, besonders im Angesicht der andauernden rechten Hetz- und Drohkampagne gegen sie, in keinster Weise von ihr distanzieren.

Wir sagten, wir sind nicht verwundert. Doch finden wir es schon bemerkenswert, dass die Buxtehuder AfD wenige Tage vor dem rechten Anschlag in Halle versucht, einen Vortrag zu verhindern, der genau jenes Milieu in den Blick nehmen wird, dem der Täter entstammt. Hingegen defintiv fragwürdig ist, dass Herr Wiegers und Frau Lindzus in der stadteigenen Malerschule Brandredner wie Andreas Kalbitz sprechen lassen, welcher nicht anders denn als Neonazi zu bezeichnen ist.